© Jana Perusich

Der erste gute Tag des Titels von Hollis Debütalbum ist jener, an dem sich vermeintlich alles zum Guten wenden wird. Da das Leben aber aus einem wiederkehrenden Muster aus guten und schlechten Tagen besteht ist beim Auf das Ab schon wieder vorprogrammiert. Der erste gute Tag ist kein Coming of Age-Album, Tobias Paal alias Holli ist zwar jung, aber bereits erwachsen. Es ist ein Album übers Älterwerden und übers Dazulernen, über Fehler und was man aus diesen mitnehmen kann. So geht es denn auch viel um Liebesbeziehungen oder ihr Scheitern oder ihr Fehlen, wie etwa in Ein bisschen Zeit, Hannah oder Lina. Mirjam, obwohl auch mit einem Frauennamen versehen, dreht sich eigentlich um die, vorsichtig ausgedrückt, ambivalente Beziehung zum Heimatland (allegorisch verkörpert durch die österreichische TV-Moderation Mirjam Weichselbraun). Der Tod (Beifahrersitz), der gesellschaftliche Druck (Wann dürfen wir?) und vieles andere, was einem im Laufe einer durchschnittlichen Biographie mehr oder weniger schmerzhafte Schläge in die Magengrube versetzt, sind weitere Themen des in Linz geborenen Wieners auf seinem ersten Album und dessen 15 Tracks. So ist es dann auch eher auf der melancholischen Seite der Gemütsskala angesiedelt, wenn auch beizeiten tanzbar-lebhafter Indie Rock und melodisch-folkige Arrangements darüber hinwegtäuschen mögen. Der erste gute Tag ist ein Album ohne aufdringliche Weisheiten, in dessen tagebuchartigen Momentaufnahmen sich ein jeder wird wiederfinden können, der auch schon mal einen schlechten Tag hatte. Am ersten guten Tag werd ich bei dir sein / Mit dem Wein, den du so magst / Oder du kühlst schon mal ein Bier ein (aus Strategien).

Ein bisschen Zeit

Holli, der mit bürgerlichem Namen Tobias heißt, in seiner Zivildienstzeit in einem Seniorenheim aber aufgrund seines vermeintlich holländischen Aussehens den Spitznamen Holli verpasst bekam, schreibt seine Songs frisch von der Seele, ist sich aber auch nicht zu cool für ein bisschen Pathos. Der gebürtige Linzer hat keine Angst vor der emotionalen Blöße, singt über sich selbst, über Dinge, Probleme, Zustände, die andere vielleicht lieber mit ironischer Distanz kaschieren. Wenn er also Ich weiß, dass die Liebe siegen wird (Die Liebe wird siegen) singt, dann meint er das auch so. Das erleichtert, worum es Holli eigentlich geht: sich vom Publikum verstanden fühlen und umgekehrt. Dabei ist er nicht alleine, hat eine Band um sich geschart: Michael Furtlehner (Schlagzeug), Thorsten Kaiser (Bass), Dorian Windegger (Keys) und dazu je nach Song diverse Gastmusiker*innen. Das klingt dann ein bisschen wie wenn Element of Crime auf Phoebe Bridgers treffen mit etwas Bon Iver in den folkigeren Momenten.