© Fjodor Kelling

Auf ihrem Debütalbum Sonne, Mond & Dynamit begleiten wir Sebastian, Benno und Chris alias Kobrakasino durch Exzesse, Selbstzweifel und Herzschmerz, etwa den Kater einer durchzechten Nacht (11 Uhr Früh), den Wunsch nach mehr Weniger (Nie Rebell) oder die vorübergehende Resignation (Sonne, Mond & Dynamit). Dabei gibt es aber immer eine doppelbödige Versicherung: Humor und Selbstironie durchziehen das ganze Album und verhindern das Abrutschen in Pathos. Denn Kobrakasino tragen schon mal dick auf, textlich wie musikalisch. Verspielt etwa könnte man es nennen, aber das würde der darunterliegenden, oft etwas versteckten Abgeklärtheit und Melancholie nicht ganz gerecht, die einige Songs auszeichnet. In Alleine etwa, einem Song gemeinsam mit Resi Reiner, wissen sie ganz genau, dass die Zweisamkeit, die sie sich vorstellen, gar nicht möglich ist. Trotzdem versuchen sie es und bleiben auf der Suche nach dem Ort, wo es Freiheit für uns gibt, Sonne, Mond & Dynamit. Indie-Pop ist ein Hilfsbegriff für das, was die 3 Jungs von Kobrakasino mit diesem Album abliefern. Es hat oft eine theatralische Qualität, mit psychedelischen Schüben, ausufernd-wabernden Synthesizern und einem Gesang, der manchmal angenehm ins Exzentrische abgleitet.

Was vorher noch glänzte

Den Songs darf man nicht über den Weg trauen. Sie beginnen meist mit einer harmlosen Melodie und stehlen sich davon. Auf dem Weg greifen sie sich alles, was sie finden können. Fanfaren, weiße und schwarze Tasten, 808s, E-Gitarren. Das schrieb die Kleine Zeitung über die ehemals Grazer, mittlerweile Wiener Indie Pop-Band Kobrakasino. Deren drei Mitglieder, die Brüder Benno (drums, synth) und Sebastian Hiti (guit, voc) sowie Christian Schöttel (synth, voc) finden sehr viel, auch weil sie auf vielfältige und -schichtige Biographien zurückgreifen können. Darin gibt es etwa Konservatorien und Kunstunis, Opern-, Musical- und Theatererfahrung, sowohl auf als auch hinter der Bühne. Aber auch zahlreiche schweißtreibende Clubkonzerte zwischen Wien und Graz und eine erste EP namens Bruder Alaska, die 2019 erschien.